Freitag, 23. Februar 2007

Wohnungssuche oder Der zweite Tag

Wohnungssuche in Italien: Ein Erlebnis für sich! Der Morgen beginnt zwar ähnlich trübe wie der erste Tag endete, jedoch mit dem Unterschied, dass ich ausgeschlafen und halbwegs gewappnet bin, mich in die Organisation meines Lebens hier zu stürzen.

Ich habe bereits eine Telefonnummer für eine Wohnung, von der ich weiß, dass sie sehr zentral liegt. Für einen Termin zum Anschauen muss ich nur noch dort anrufen. Ich habe noch nie zuvor ein Telefonat auf Italienisch geführt. Vielleicht kommt noch dazu, dass ich ohnehin kein Mensch bin, der gerne mit Leuten telefoniert, die er nicht kennt. Aber vor diesem speziellen Anruf war ich schon ziemlich aufgeregt. Ich glaube, wenn ich sagen würde, dass ich die Hälfte verstanden habe, wäre es übertrieben. Aber das Wesentliche habe ich dann doch verstanden und es doch tatsächlich geschafft, eine Zeit auszumachen. Zumindest ein kleiner Triumph…

Weil noch einiges an Zeit bis dahin ist, geht’s als nächstes zum Univiertel auf der Suche nach meiner Fakultät. Ich hatte mir ja Hoffnungen gemacht. Ich hatte gedacht, wenn die Uni schon direkt an der Altstadt liegt, dann sind das doch bestimmt altehrwürdige, schöne Gebäude. Aber ich hatte dabei irgendwie vernachlässigt, dass ich so ein komisches Fach studiere, das man einfach nicht in solchen Gebäuden unterbringen kann. Die physikalische Fakultät in Perugia ist wohl – wenn möglich – noch hässlicher als die Morgenstelle: Eine kahle braune Fassade, die nur an einigen Stellen von Klimaanlagen verziert wird.

Das Innere ist kaum schöner, aber immerhin kann man in Holzschränken hinter Glasscheiben alte Versuche sehen. Viel mehr als den Hörsaal zu suchen, in dem die meisten der Vorlesungen stattfinden, die ich hören will, gibt es hier nicht zu tun. Also geht es weiter zur Mensa und Cafeteria, wo wir noch ein paar Zimmerangebote abfotografieren.

Bevor ich bei einem der Angebote anrufe, will ich mir das Zimmer anschauen, für das ich schon den Termin ausgemacht habe. Schließlich könnte es sein, dass dieses Zimmer gleich perfekt ist und ich gar nicht mehr weitersuchen muss.

Das ist es eigentlich auch – beinahe. Die Wohnung liegt ziemlich genau zwischen Stadtzentrum und Uni, was man beides von dort aus sehr bequem in fünf Minuten zu Fuß erreichen kann. Es ist eine 2er WG, das andere Zimmer wird von Mariachiara aus Bari bewohnt, die auch in Perugia studiert und ziemlich nett ist. Der einzige Haken: Es gibt kein Internet, und ich kann erst am 1. März einziehen. Beziehungsweise nur irgendeine komische Einrichtung, mit der man über das Handy ins Internet kann (wenn ich das richtig verstanden habe). Ich kann trotzdem gleich noch die Besitzerin sehen, die gleich nebenan wohnt. Es ist eine richtig feine Dame, die uns öffnet und einen kleinen Einblick in das Herrenhaus verschafft, das sich hinter einer ziemlich unauffälligen Fassade verbirgt. Trotz ihrer offensichtlich gehobenen gesellschaftlichen Stellung ist sie sehr nett und scheint sich sehr gut mit Mariachiara zu verstehen. Wenn die beiden miteinander reden, tut sich mir neben der rein sprachlichen noch eine andere Barriere auf: Ich habe das Gefühl, dass sie schneller sprechen als meine Ohren in der Lage sind zu hören. Es wird also nur etwa die Hälfte dessen, was sie sagen, überhaupt erst an mein Gehirn weitergeleitet, wo ich dann noch mal etwa nur ein Drittel davon verstehe. Aber für das wichtigste reicht es dann doch aus. Die Besitzerin der Wohnung verspricht sogar, sich zu erkundigen, ob man Internet einrichten könnte.

Wieder entlassen, entschließe ich mich, doch noch andere Zimmer anzuschauen – vielleicht könnte ich dort ja sofort einziehen und hätte Internet..?

Wie die Suche ab diesem Zeitpunkt verlief, hätte ich nach meinen erst kürzlich gemachten Erfahrungen aus Tübingen nicht für möglich gehalten! Immer wenn ich bei einer der Wohnungen anrief und sagte, dass ich mir das Zimmer gerne anschauen würde (im Telefonieren war ich ja jetzt erprobt!), kam die Frage: Wann willst du denn die Wohnung anschauen? Jetzt gleich? Wo bist du denn gerade? Na dann geh doch da und da hin, dann hole ich dich gleich ab.
Und fünf bis zehn Minuten nach einem Telefonat war ich in der Wohnung und konnte mir die Zimmer anschauen. Die Italiener, die mir die Zimmer zeigten, waren alle ziemlich nett und herzlich und meine anfängliche Angst, dass ich vielleicht hier keine Freunde finden könnte, verflog ziemlich schnell.

Letztendlich ist die erste Wohnung wirklich die beste von denen, die ich mir anschaue und ich sage gleich am Abend noch zu. Aber immerhin sind wir auf der Zimmersuche in vielen neuen Ecken der Stadt herumgekommen...

Keine Kommentare: