Mittwoch, 28. Februar 2007

Italienische Buerokratie

Vor einigen Tagen habe ich geschrieben, dass ich zur Polizei muss, um meine Aufenthaltsgenehmigung zu bekommen - und mir ist aufgefallen, dass ich noch gar nicht erzaehlt habe, wie dieser "Gang" verlaufen ist und was danach noch so passiert ist. Also muss ich das schleunigst nachholen!

Ich war also letzten Freitag (gerade, nachdem meine Eltern wieder abgefahren waren) beim Erasmus-Buero, wo ich nach kurzem Warten meinen Erasmus-Studentenausweis und eine Art Immatrikulationsbescheinigung in zweifacher Ausfuehrung bekam - eine fuer mich, eine fuer die Questura. Da diese gluecklicherweise noch an diesem Tag aufhatte, ging ich gleich anschliessend in das ausgelagerte Buero der Polizei in der Auslaenderuniversitaet (die ganz in der Naehe von dort ist, wo ich wohne).

Der Beamte redete so leise, dass ich meine Ohren beinahe an die Glasscheibe pressen musste, die uns trennte, um ihn zu verstehen. Als erstes gab er mir einen Zettel, auf dem stand, was ich alles fuer die Aufenthaltsgenehmigung brauche: Ausser der Immatrikulationsbescheinigung und einer Bestaetigung meiner Krankenversicherung, die ich schon hatte, noch eine Kopie des Personalausweises und vier Passfotos, ausserdem sollte ich noch ein Formular in zweifacher Ausfuehrung ausfuellen.
Da ich ja ueber meine Eltern privat versichert bin, hatte ich nicht die eigentlich erwuenschte EU-Norm-Auslandsversicherung, sondern nur ein Bestaetigungsschreiben der DBV. Weil ich mir nicht sicher war, ob das vielleicht Schwierigkeiten machen koennte, zeigte ich dem Mann dieses Schreiben, der erstaunlicherweise sogar Deutsch konnte und verstand, was die Versicherung dort geschrieben hatte.
Er kenne die Versicherung, das sei eine gute Versicherung ( ich atmete innerlich auf, also gab es keine Probleme, dass ich nicht die E-sowieso Versicherung hatte) - aber: Da sei ja gar nicht geschrieben, wie lange die Versicherung gueltig sei! Nur ab wann, aber nicht bis wann. Das gehe ja natuerlich nicht. Ich versuchte ihn zu ueberzeugen, dass die Versicherung eben unbegrenzt ab diesem Datum gueltig sei.

Bruesk wandte der Mann sich ab, nahm den Telefonhoerer in die Hand und telefonierte bestimmt fuenf Minuten mit irgendjemanden. Ich wusste nicht so recht, was ich jetzt tun sollte - hatte das Telefonat mit meiner Versicherung zu tun, oder hatte er mich schlicht und einfach vergessen? Unschluessig stand ich da und wartete, bis er sein Telefonat beendet hatte. Es schien wohl doch irgendetwas mit mir zu tun zu haben, zumindest bestaetigte er noch einmal seine vorherigen Worte: ohne den Zusatz, bis wann sie gueltig sei, koenne er die Bestaetigung nicht annehmen. Damit war ich offensichtlich entlassen.

Ich ueberlegte eine Weile, was ich jetzt tun konnte. Bis die Versicherung von Deutschland die Bestaetigung per Post hierher schicken wuerde, konnte es ewig dauern. Vielleicht per Fax...

Als ich am naechsten Tag bei Faguglis zum Mittagessen eingeladen war, erzaehlte ich ihnen davon und noch bevor ich fragen konnte, ob sie ein Faxgeraet besitzen, boten sie mir von sich aus an, dass die Versicherung das auch an sie faxen koenne.

Meine Eltern versprachen mir, gleich am Montag bei der DBV anzurufen, und fuer mich schien die Sache damit erledigt zu sein. Montag anrufen, dann koennen die das Fax noch am gleichen Tag - oder eben am Dienstag - rausschicken. Aber ich habe diese Rechnung ohne die deutsche Buerokratie gemacht, die ja auch nicht unbedingt den Ruf hat, unkompliziert zu sein... Die Leute von der DBV sagten also, man koenne so ein Schreiben nicht so schnell anfertigen, das muesse ja individuell bearbeitet werden, bla bla blub.

Also fasste ich den Entschluss, dieses Fax nicht abzuwarten und dem Beamten der Questura klarzumachen, dass ich diese Aufenthaltsgenehmigung fuer mein Zimmer brauche... vielleicht konnte ich ihn ja dazu bringen, mir eine vorlaeufige Genehmigung zu erteilen..? Also ging ich gleich am Dienstag morgen in das Buero, in dem neben dem "Schalter" fuer die Aufenthaltsgenehmigungen auch noch andere sind. Eine Frau von dort meinte zu mir, sie glaube nicht, dass fuer die Questura heute jemand da sei. Vor halb zehn sowieso nicht, und sonst wahrscheinlich heute auch nicht. Aber morgen sei bestimmt jemand da. Ich verkniff es mir, zu sagen, dass ich ein Informationsschreiben des Erasmusbuero hatte, auf dem stand, die Questura habe jeden Tag von 8.30 Uhr bis 1.00 Uhr geoeffnet...

Inzwischen machte ich mir schon alle moeglichen und unmoeglichen Sorgen und hatte die genze Zeit so ein unbestimmtes Gefuehl, dass irgendetwas bestimmt furchtbar schief laufen wuerde...

Heute versuchte ich mein Glueck erneut und eine lange Schlange verriet mir, dass das Buero heute definitiv geoeffnet hatte. Ich vertrieb mir die Wartezeit damit, mir geeignete italienische Saetze zurechtzulegen, und als ich damit nicht mehr so recht weiterkam, unterhielt ich mich ein bisschen mit einem Maedchen hinter mir: eine Kasachstanin, die einen dreimonatigen Sprachkurs in Italien machen will. Witzigerweise war italienisch die Sprache, in der die Unterhaltung am besten ging. Als ich dann vorne angekommen war, schaute mir hinter der Glasscheibe derselbe schmale Mann mit der leisen Stimme entgegen, der mich das erste Mal abgewiesen hatte. Er erinnerte sich an ich und ich erklaerte ihm so gut, wie das mein Italienisch zuliess, dass ich mit der Versicherung gesprochen habe, aber nicht wisse, wann ich die Bestaetigung bekomme. Alle anderen Unterlagen schob ich ihm unter der Glasscheibe durch. Ich hatte den Eindruck, dass der Mann heute entschieden besser gelaunt war, als das letzte Mal. Er schaute sich noch einmal kurz meine bisherige Versicherungsbestaetigung an, machte sich eine Kopie davon, und sagte in Ordnung. Dann stempelte er meine ganzen Zettel und Passfotos ab, haendigte mir ein Exemplar der Aufenthaltsbestaetigung aus und meinte, ich solle Ende April wiederkommen - wohl um ihm dann die andere Versicherungsbestaetigung zu geben...

Und so einfach war das! Jetzt kann ich also morgen beim Einzug meiner Vermieterin die Genehmigung zeigen und es gibt damit keine Probleme. Ihr glaubt gar nicht, was fuer ein Stein mir vom Herzen gefallen ist!!!


Zur "Feier der Tages" war ich vorhin zum ersten Mal in der Mensa zum Essen - die sich, wie sich herausstellte, nicht in dem Steingebaeude neben der Cafeteria befand, wie ich erst gedacht hatte, sondern ein Stueckchen weiter ausserhalb, hinter einem der Stadttore, in einem grossen Zelt, von Rasen umgeben und durch eine Hecke von der Strasse abgeschirmt.

Drinnen ist eine Theke mit dem Essen neben den Tischreihen fuer die Studenten. Das Essen ist definitiv besser als das der Tuebinger Mensa, und bis jetzt sind bei mir zum Glueck die Magenkraempfe ausgeblieben, die mich normalerweise nach Mensaessen befallen. Nichtsdestotrotz freue ich mich schon total darauf, wieder die Moeglichkeit zu haben, selber zu kochen! Irgendwie habe ich mich schon sehr daran gewoehnt, immer selber zu entscheiden, auf welches Essen ich Lust habe und das dann einfach zu kochen, wenn ich Hunger habe...

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