Freitag, 23. Februar 2007

Ankunft

Wer an Perugia oder Italien im Allgemeinen denkt, der hat wohl Straßencafés unter blauem Himmel in warm-heißem Sonnenschein, in denen die Italiener ihren Espresso schlürfen, und sich selbst, wie man mit einem großen Eis die Straße entlangschlendert, vor Augen.

Falsch vorgestellt. Perugia im Februar, bei meiner Ankunft: Noch nie habe ich erlebt, dass es in Italien kälter ist als in Deutschland! Der Regen lässt die prachtvollen Gebäude des Corso Vanucci in tristem Grau verschwimmen und eine feuchte Kälte kriecht unaufhaltsam unter den Mantel. Ein schöner Empfang…

Das Bed & Breakfest, in dem ich mit meinen Eltern unterkomme, ist auch kalt: die Heizung funktioniert nur teilweise und ich bin mir nicht sicher, ob es mir drinnen wirklich wärmer wird als draußen. Erschöpft vom frühen Aufstehen (3 Uhr morgens) und der langen Fahrt befinde ich mich in einem Zustand des Dauerfröstelns, der erst endet, nachdem ich mich unter zwei Decken zum Einschlafen verkrochen habe.

Es ist schon komisch. In Tübingen war mir irgendwie nie so bewusst, was es bedeutet, ein halbes Jahr wegzugehen. Das heißt, ich habe mich irgendwie immer so gefühlt, als würde ich in den Urlaub fahren, aber nicht so lange wegbleiben.

Mir ist erst hier bewusst geworden, dass ich ganz neu anfangen muss, und mir ein (wenn auch zeitlich begrenztes) Leben hier aufbauen muss. Ich habe noch keine Freunde hier, ich weiß nicht, wie der Unialltag abläuft und ob man für die Mensa Marken braucht.

Eigentlich ist die Situation auch nicht anders als zu Beginn des Studiums – vielleicht mal abgesehen von der Sprache – aber dann doch wieder komplett verschieden. Nach der Schule hatte ich diesen Lebensabschnitt abgeschlossen und ich wollte weg, etwas Neues aufbauen, neue Leute kennenlernen. Es gab eigentlich nichts, was ich zurückließ.

Aber jetzt habe ich ein Leben in Tübingen. Noch dazu eines, dass mir sehr gut gefällt. Etwas, dass ich gar nicht wirklich zurücklassen möchte.

Wenn einem das alles in dem Moment bewusst wird, in dem man müde und durchgefroren ist und noch gar nichts von dem weiß, was einen in der neuen Stadt erwartet, fühlt man sich extrem einsam. Da hilft es auch nichts, dass die Eltern gerade noch da sind…

Keine Kommentare: